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Schadstoffinventar der Fließgewässer in Baden-Württemberg.
Nach 8 Jahren gibt es diese Bestandsaufnahme jetzt wieder. "Die Messungen von neunzig
Substanzen der neun wichtigsten Stoffgruppen in den Jahren 2013 bis 2021 bilden die
Grundlage für die hier vorliegende Auswertung zum Spurenstoffinventar 2023 und er-
möglichen somit einen einzigartigen und detaillierten Einblick in Konzentrationen und
Verteilung von Spurenstoffen in den Flüssen des Landes."
"Auf EU-Ebene werden derzeit im Rahmen des Green Deal und
der Null-Schadstoff-Strategie mehrere Richtlinien überarbeitet, darunter die Industrie-
emissionsrichtlinie, die Kommunalabwasserrichtlinie sowie die Wasserrahmenrichtlinie.
Diese Vorschläge enthalten neue Impulse auch für die Reduzierung von Spurenstoffen in
den Gewässern."
Aus der Zusammenfassung:
"Von den dreißig häufig nachgewiesenen Stoffen sind zwanzig Spurenstoffe in über 80 % der Proben zu finden.
Sechs von den häufig nachgewiesenen
und häufig auftretenden Stoffen (Diclofenac, Fluoranthen, Iomeprol, Iopamidol, Candesartan und PFOS) erreichten
oder überschritten im baden-württembergischen Mittel den stoffspezifischen ökotoxikologischen Referenzwert. Weitere
fünf Stoffe (Sulfamethoxazol, Terbutryn, Carbendazim, Iopromid, Estron) zeigten zwar nicht im baden-württember-
gischen Mittel, aber an einzelnen Messstellen lokale Überschreitungen der ökotoxikologischen Referenzwerte."
Auffällig Diclofenac: an 3/4 der Messstellen Mittelwert oberhalb des ökotoxikologischen Grenzwertes.
Fluoranthen: 1/3 der Messstellen (carcinogener Stoff aus Verbrennungsprozessen und Industrieabgasen).
Regelmäßige Überschreitungen bei Röntgenkontrastmitteln und Candesartan (Blutdrucksenker).
PFAS sind ubiquitär, können aber mangels Referenzwerten und spezieller Analytik nicht gut bewertet werden.
TFA (Trichloressigsäure) ist ein Abbauprodukt viele fluorierter Substanzen und wird auch in industriellen
Abwässern freigesetzt. Die Werte sind z.B. im Neckar erhöht, der ökologische Grenzwert ist jedoch relativ hoch und
wird in der Regel nicht überschritten.
Abnehmende Tendenzen gab es bei Azesulfam (Süßstoff) wohl wegen Adaptation der Mikroben in Kläranlagen,
Carbamazepin (Antiepileptikum) und Diclofenac (Schmerzmittel) aufgrund von abnehmender Verschreibung (bei Carbamazepin handelt es sich um eine
Ersetzung durch Lamotrigin).
Die Baden-Württe3mbergische Spurenstoffstrategie führt zu einem vermehrten Ausbau von Kläranlagen mit 4. Reinigungsstufe.
Allerdings gibt der Bericht zu bedenken, dass manche Stoffe auch von der 4. Stufe nicht eliminiert werden können und daher
andere Massnahmen zu Emissionsminderung nicht vernachlässigt werden dürfen.
Bernd Wille
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