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Malariabekämpfung mit Gene drives in Burkina Faso

Auf Anregung von Ariane: 

Neue Meldungen zur "Target Malaria" Initiative in Burkina Faso. Dort werden mit Unterstützung z.B. der Gates-Foundation Verfahren getestet um mittels gene drives die Anopheles-Mücke, den Malaria-Überträger, gebietsweise auszurotten.

Es gibt offensichtlich Unstimmigkeiten über den genauen genetischen Ursprung der eingesetzten Mücken und über den genauen Ort der verwendeten Modifikation.

 

Gene drives sind ein kontrovers diskutiertes Verfahren da sie die Gefahr mit sich bringen, schwere und irreversible Schäden in ganzen Ökosystemen anzurichten. Sie können auch praktisch nicht vor Einsatz erprobt werden.

Hinzu kommt, dass es sehr fraglich ist, ob die Ausrottung einer Mückenspezies Malaria stoppen kann: der Erreger kann leicht auf verwandte Insekten übergehen. Inzwischen gibt es drei weitgehend erprobte Impfstoffe gegen Malaria, deren Einsatz mit vergleichbarem Kapitalaufwand gefördert werden könnte.

Einen Überblick über die Argumente gibt z.B. https://www.boell.de/de/die-gene-drive-files

Mehr technisch: https://www.transgen.de/lexikon/2597.gene-drive.html

https://www.wissensschau.de/synthetische_biologie/gene_drive_malaria_invasive_arten.php

Eine breite internationale Bewegung fordert wegen der Risiken der Technik ein Moratorium für gene drives.

 

Die Initiative in Burkina Faso hat schon mehrfach durch Fehleinschätzungen und fragwürdige Politik vor Ort von sich Reden gemacht.

Auch die Beteiligung des US-Militärs gibt zu denken.

Jetzt gibt es Bedenken wegen des Einsatzes der X-shredder-Technik.

http://mailings.testbiotech.org/c/41877355/4ebbf85fb929-rrtylp

https://www.testbiotech.org/aktuelles/gene-drives-target-malaria-unterschaetzt-die-risiken

https://www.nature.com/articles/ncomms4977 - Artikel zur Technik

https://www.wissensschau.de/synthetische_biologie/gene_drive_medea_daisy_x-shredder.php - populäre Darstellung

 

X-shredder ist ein sich selbst verdünnender gene drive: ein vererbtes Enzym vernichtet die X-Chromosomen, womit die betreffenden Individuen etwa 95% männliche Nachkommen haben. Dieses Merkmal - und daran gekoppelte Merkmale wie Malaria-Resistenz - würde sich nicht wie ein gene drive verbreiten sondern in folgenden Generationen "herausverdünnt" werden. Risiko: wenn das Merkmal auf dem Y-Chromosom eingebaut wird resultiert wieder ein ungebremster gene drive. Dieses Risiko ist offensichtlich real:

https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fbioe.2021.752253/full 

Leider sind ungeplante Einbaustellen unter den häufigsten Problemen bei genetic engineering. 

 

Interessant ist die Vermarktungsstrategie: nach "Target Malaria" ist X-shredder gar kein Gene drive - und fällt auch nicht unter das geforderte Moratorium. Wenn wir uns jetzt daran erinnern was alles nach dem Leopoldina-Statement keine Gentechnik ist dann sollte uns Verfahren bekannt vorkommen.

 

Bernd Wille

 

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